Hasskommentare im Netz

Steuerungsstrategien für Redaktionen

Durchführung: Prof. Dr. Stephan Weichert, Dr. Leif Kramp

Hassrede und Verleumdung prägen zunehmend die Kommentarspalten von journalistischen Online-Angeboten. Diese unqualifizierten und oft emotionsgeladenen Debatten sind für Nachrichtenanbieter, ihre Redaktionen und die Nutzerinnen und Nutzer gleichermaßen unerwünscht und frustrierend. Mit der praxisorientierten Handreichung „Hasskommentare im Netz. Steuerungsstrategien für Redaktionen“ hat die Landesanstalt für Medien NRW einen 10-Punkte-Plan gegen Hassrede im Netz veröffentlicht. Er zeigt auf, wie Redaktionen entschieden gegen Hasskommentare in den Kommentarspalten auf ihren Online-Auftritten vorgehen und ausufernde Debatten zivilisieren können. Die empfohlenen Maßnahmen sind das Ergebnis eines Forschungsprojekts der Landesanstalt für Medien NRW, das mit Unterstützung der Google Germany GmbH umgesetzt wurde.

„Das Besondere dabei ist, dass wir die theoretische Ebene verlassen und jede Maßnahme auch einem Praxistest unterzogen haben, um realitätsnahe und belastbare Empfehlungen geben zu können. Auf diesem Weg können wir Hassrednern gezielt und wirkungsvoll Einhalt gebieten und damit einen Beitrag gegen Hassrede und für eine neue Kommunikationskultur im Netz leisten“, so Dr. Tobias Schmid, Direktor der Landesanstalt für Medien NRW. Gleichzeitig appellierte er an die Verantwortung der Medienhäuser, sich diese Empfehlungen nun auch zunutze zu machen: „Unsere Untersuchungen konnten zeigen, dass auch ressourcenschwächere Redaktionen nicht machtlos sind – Maßnahmen wie Blocking, Einsatz und Bestärkung von Gegenrede sowie strafrechtliche Schritte haben bei überschaubarem Aufwand einen erstaunlichen Effekt. Wenn jeder hier etwas mehr tut, wird das Klima im Netz ein besseres werden.“

Im Rahmen der Studie untersuchten die beauftragten Wissenschaftler Prof. Dr. Stephan Weichert (Hamburg Media School) und Dr. Leif Kramp (Zentrum für Medien, Kommunikations- und Informationsforschung (ZeMKI) der Universität Bremen) u. a. anhand einer Kommentaranalyse das Diskussionsverhalten von Nutzerinnen und Nutzern in unterschiedlichen Online-Diskursverläufen. Als Kooperationspartner standen Deutschlandfunk Kultur, die Mediengruppe RTL Deutschland, die Rheinische Post Online (RP Online), Spiegel Online und tagesschau.de zur Verfügung, mit deren Redaktionen überdies zwölf Expertengespräche zu den bisherigen Praktiken und Erfahrungen geführt wurden.

Publikation:


Das Whitepaper „Hasskommentare im Netz. Steuerungsstrategien für Redaktionen“ und ein Factsheet mit allen wesentlichen Ergebnissen sind hier abrufbar. Eine ausführliche wissenschaftliche Publikation (Hass im Netz) wurde im Herbst 2018 im VISTAS Verlag veröffentlicht.