forsa-Befragung zur Wahrnehmung von Hassrede

Bereits seit 2016 erhebt forsa im Auftrag der Landesanstalt für Medien NRW in einer jährlichen Umfrage die Wahrnehmung von Hassrede im Netz. Die Ergebnisse bestätigen über die Jahre den Eindruck, dass es hier einen Handlungsbedarf gibt.

Auch 2022 ist die Wahrnehmung von Hassrede im Internet unverändert hoch. Fast 80 Prozent (78%) der deutschen Internetnutzerinnen und -nutzer ab 14 Jahren geben an, schon einmal Hasskommentaren im Internet begegnet zu sein. Besonders stark zeigt sich das in der Altersgruppe der jungen Menschen im Alter zwischen 14 und 24 Jahren, von denen nur wenige ein Internet ohne Hass(kommentare) kennen. Unabhängig vom Alter ist die Wahrnehmung von Hassrede hoch und damit ein Problem, das uns alle betrifft. Ein Problem, das uns allerdings nicht nur betrifft, sondern viele auch trifft, wie die aktuellen Ergebnisse zeigen: Gut drei Viertel aller Befragten (77 %) geben an, dass Hasskommentare sie wütend machen. Besonders stark von Hass im Netz sind Politikerinnen und Politiker in der Wahrnehmung der Befragten betroffen. Fast 70 Prozent (67 %) der Befragten, denen Hasskommentare im Netz aufgefallen sind, geben an, schon einmal Aussagen gelesen zu haben, die sich gegen eine politische Akteurin oder einen politischen Akteur gerichtet haben. 

Demgegenüber ist die Erkenntnis umso erfreulicher, dass es bei den Befragten (= aller Befragten) auf große Zustimmung trifft, Hass im Netz nicht einfach nur mitzulesen und hinzunehmen, sondern aktiv zu werden und Hass bei unabhängigen Meldestellen anzuzeigen (66 %). Auch das Melden von Kommentaren über den direkten Weg beim Plattformanbieter wird als effektiv wahrgenommen, vor allem bei den unter 25-Jährigen (81 %), gefolgt von inhaltlicher Moderation im Sinne des Community Managements (73 %). Insgesamt wurden Hasskommentare laut den Befragten, denen diese schon einmal begegnet sind, etwas häufiger an die Plattformen gemeldet als in den vergangenen Untersuchungen – 29 Prozent der Befragten hat dies bereits einmal getan, vor allem unter 25-Jährige sind hier aktiv (62 %).  Gleichzeitig ist jedoch zu beobachten, dass die Möglichkeit, Hassrede mit Gegenrede zu begegnen, immer weniger genutzt wird und nur noch knapp jeder Fünfte bereit ist, mit Kritik zu reagieren (21 %) – möglicherweise aus Angst, den Hass auf sich selbst zu ziehen. Mehr noch als eine rasche Löschung (76 %) wird eine strafrechtliche Verfolgung als wirksame Strategie gegen Hasskommentare angesehen (79 %).

Die vollständigen Ergebnisse finden Sie hier.