08.09.2021

„Personalisieren und polarisieren – wie demokratisch sind Online-Wahlkämpfe?“

Veröffentlichung einer neuen Ausgabe von „fyi – Der Forschungsmonitor der Landesanstalt für Medien NRW“

Man kann nicht behaupten, wir hätten viel Erfahrung mit digitalen Wahlkämpfen und dabei stecken wir mittendrin. Der Wahlkampf zum Deutschen Bundestag im Jahr 2017 war der erste richtige digitale Wahlkampf in Deutschland – international sind jedoch seither zahlreiche gefolgt. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler messen Strategien des Online-Wahlkamps daher zunehmende Bedeutung zu und setzen sich intensiv mit ihnen auseinander. Verschiedene Arbeiten und Erkenntnisse stellen wir in der aktuellen Ausgabe unseres Forschungsmonitors vor:

„Personalisieren und polarisieren – wie demokratisch sind Online-Wahlkämpfe?“
Ausgabe 9, September 2021

Politisches Microtargeting, also das datengetriebene Ausspielen von Kampagnen, spielt dabei eine große Rolle. Und es wirft viele Fragen auf. Wissen Nutzerinnen und Nutzer überhaupt, wie viele Daten sie im Internet zur Verfügung stellen und wie diese verwertet werden? Wie kann eine angemessene Regulierung aussehen und wer wünscht sie sich eigentlich? Reicht die bisherige Aufklärung zu diesem Thema? Können Warnhinweise zur Transparenz für Nutzerinnen und Nutzer beitragen und die Verbreitung von politisch motivierter Desinformation stoppen? In mehreren Kapiteln beschäftigt sich die vorliegende Ausgabe des Forschungsmonitors mit diesen Fragen.

Aber auch die Inhalte politischer Werbung nimmt er in den Blick. Zum Beispiel geht ein Kapitel der Frage nach, wie Influencerinnen und Influencer zur Verbreitung politisch werblicher Inhalte beitragen und welche Rolle dabei ihr eigenes Image spielt. Außerdem fällt auf, dass die Inhalte von populistischen und extremistischen Akteuren häufig skandalisierend und polarisierend sind. In Social Media erzeugt das zahlreiche Reaktionen und genau diese will man online erwirken. Auch „Fake Profilen“ kommt dabei eine zunehmende Bedeutung zu. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler fürchten daher, dass es einen Wandel gibt – weg von den positiven und demokratiefördernden Aspekten des Internets, hin zu negativen Effekten auf Einstellung und politisches Engagement der Nutzerinnen und Nutzer.

Eine Antwort könnte weiterführende Forschung sein, nicht nur über, sondern mit den Nutzerinnen und Nutzern. Zunehmend kommen automatisierte Daten- und Analyseverfahren zum Einsatz. Ihr Ziel sind mehr Erkenntnisse über die Funktionen von Algorithmen, personalisierter (Wahl-)Werbung und der Verbreitung von politischen Inhalten, außerdem die Steigerung von Reflexionsvermögen der Nutzerinnen und Nutzer sowie ihre Kompetenzausbildung. Wie so häufig braucht es dazu jedoch umfangreichen Zugriff auf Daten und der fehlt heute noch an zahlreichen Stellen.

Der aktuelle Forschungsmonitor steht Ihnen ab sofort zum Download auf unserer Website zur Verfügung. Auch die vorangegangenen Ausgaben des Forschungsmonitors, immer mit wissenschaftlichen Erkenntnisse zum digitalen Wandel, finden Sie dort.