09.12.2025

Kinder sehen Pornos

…und richten zunehmend ihre eigene Sexualität daran aus. Das zeigt eine neue Studie der Landesanstalt für Medien NRW.

Mit dem Besitz eines Smartphones werden pornografische Inhalte praktisch ins Kinderzimmer mitgeliefert. Eine jährliche Befragung der Landesanstalt für Medien NRW macht jetzt eine Konsequenz daraus deutlich: Der Kontakt mit Pornos und Sexting erfolgt immer früher und mit intensiveren Auswirkungen. 
 

Immer mehr Jugendliche schauen Pornos 

Pornografie ist grundsätzlich erstmal kein Fall für die Medienaufsicht, solange sie nur für Erwachsene zugänglich ist. Allerdings hat auch beinahe die Hälfte (47 %) der 11- bis 17-Jährigen in Deutschland schon Pornos gesehen. Das zeigen die Ergebnisse der aktuellen Studie „Erfahrung von Kindern und Jugendlichen mit Pornos und Sexting“ der Landesanstalt für Medien NRW. Der Anteil der Minderjährigen, die pornografische Inhalte wahrnehmen, ist damit in den letzten zwei Jahren um über ein Drittel gestiegen – 2023 waren es noch 35 Prozent. Mehr als die Hälfte der Befragten (56 %) ist unter 14 Jahren, wenn sie ihren ersten Porno sehen. Dabei bestätigt die Studie, was schon zu erwarten war: Die richtige Einordnung der explizit sexuellen Inhalte gelingt Kindern nicht, und in vielen Fällen beeinflusst das auch die Entwicklung ihrer eigenen Sexualität. 
 

Pornos dienen Kindern als Orientierung für das eigene Verhalten 

Bei der jetzt veröffentlichten Befragung bewertet nur ein Viertel (25 %) der Kinder und Jugendlichen, die Pornos konsumieren, diese als unrealistisch – 2023 waren es noch rund ein Drittel (33 %). Der Anteil derer, die Pornos als informativ oder lehrreich empfinden, ist seit 2023 von 8 Prozent auf 13 Prozent gestiegen. Wesentlich mehr als zur eigenen Aufklärung nutzen Minderjährige Pornos als Orientierung für ihre eigene Sexualität. Mehr als ein Drittel der Kinder und Jugendlichen (36 %) gibt an, die in Pornos gezeigten Inhalte selbst im echten Leben ausprobieren zu wollen. Bei den befragten Jungen liegt dieser Wert mit 43 Prozent wesentlich höher als bei den befragten Mädchen (27 %).   

„Jugendmedienschutz ist keine Frage der Moral und deshalb können Erwachsene Pornografie finden, wie auch immer sie wollen. Jugendmedienschutz hat die Aufgabe, die Schwächsten unserer Gesellschaft – Kinder – vor Inhalten zu schützen, die sie nicht einordnen können und die sie verunsichern und verstören. Vor dem Hintergrund der erschreckenden Ergebnisse der Studie bei Kindern ab elf Jahren muss dem rücksichtslosen Vorgehen der großen Pornoplattformen, die einfachste Schutzmechanismen nicht umsetzen, in aller Entschlossenheit Einhalt geboten werden. Wir werden auch gemeinsam mit der EU-Kommission alles daransetzen, dem Gesetz Geltung zu verschaffen“, so Dr. Tobias Schmid, Direktor der Landesanstalt für Medien NRW.  
 

Sexting nimmt zu – besonders Mädchen erhalten ungefragt sexuelle Inhalte

Gleichzeitig mit dem Pornokonsum steigt auch das gegenseitige Versenden von sexuellen Inhalten – Sexting – unter Kindern und Jugendlichen. 10 Prozent der 11- bis 17-Jährigen geben an, bereits selbst Sexting-Nachrichten versendet zu haben (2023 waren es 6 %). Gleichzeitig geben im Jahr 2025 31 Prozent aller Befragten an, bereits Sexting-Nachrichten erhalten zu haben, eine deutliche Steigerung gegenüber 2024 (25 %) und 2023 (21 %). Dabei fällt besonders auf, dass 83 Prozent der Befragten, die Nachrichten mit sexuellen Inhalten erhalten haben, solche Inhalte auch ungefragt zugesendet bekommen haben. Mädchen sind von dieser Art sexueller Belästigung öfter betroffen als Jungen. Außerdem gibt ein Viertel derjenigen, die bereits gesextet haben, an, dass sie sich beim Sexting zu Dingen haben überreden lassen, die sie eigentlich gar nicht tun wollten. 

Die ungewollte Kontaktanbahnung mit sexuellen Inhalten über das Internet ist eine Form der sexuellen Belästigung. Wer ohne Zustimmung sexuelle Inhalte zugesendet bekommt, kann dies bei der Landesanstalt für Medien NRW melden: https://www.medienanstalt-nrw.de/beschwerde.
 

KI-Chats (noch) keine große Relevanz 

Künstliche Intelligenz spielt für Kinder und Jugendliche sowohl in der Aufklärung als auch im Erleben von Sexualität bisher nur eine untergeordnete Rolle. So nutzen nur etwa 9 Prozent der Befragten Chatbots, um sich über sexuelle Themen zu informieren. Jedoch halten viele derjenigen, die KI zur Aufklärung nutzen, die Antworten von Chatbots für vertrauenswürdig (26 %) oder eher vertrauenswürdig (59 %). Eine Beziehungsperson haben sich rund 8 Prozent der befragten Kinder und Jugendlichen schon einmal erstellt.