12.12.2025

Europäische Medienaufsicht: 2026 entscheidend für Unabhängigkeit und Effektivität

Revision der AVMD-Richtlinie, anhaltender Druck auf Regulierer und zentrale Weichenstellungen in Europa verlangen eine starke, unabhängige Medienaufsicht

Übernahme der DLM-Pressemitteilung 19/2025 vom 12.12.2025

Mit der vierten Plenarsitzung in Barcelona beendet das European Board for Media Services (Media Board) sein erstes Arbeitsjahr – und richtet den Blick auf ein entscheidendes 2026. Denn die Weichen für die Zukunft der europäischen Medienordnung werden jetzt gestellt: Die EU-Kommission bereitet eine eventuelle Revision der Richtlinie über audiovisuelle Mediendienste (AVMD-Richtlinie) vor, während in mehreren Mitgliedstaaten wichtige Wahlen anstehen. Vor allem in einigen Mitgliedstaaten mit bereits hoher Bedrohungslage für die Medienfreiheit geraten auch die Aufsichtsbehörden zunehmend unter politischen Druck.

Ein europäisches Jahr der Entscheidungen: AVMD-Revision rückt in den Fokus

Im kommenden Jahr wird die EU-Kommission die AVMD-Richtlinie evaluieren und voraussichtlich Anpassungen vorschlagen. Die Revision bietet die Chance, den europäischen Rechtsrahmen wirksamer gegen aktuelle Bedrohungen zu machen – von Desinformation über ausländische Einflussnahme bis hin zu strukturellem Druck auf Medienhäuser und Regulierungsbehörden.

Unabhängigkeit der Medienaufsicht unter Druck und wichtiger denn je

Parallel dazu zeigt sich in mehreren EU-Mitgliedstaaten, dass Medienaufsichtsbehörden wachsendem politischem, finanziellem oder strukturellem Druck ausgesetzt sind. Vor diesem Hintergrund gewinnt die Rolle des Media Boards an besonderer Bedeutung. Es erweist sich als unverzichtbare Instanz, um Medienvielfalt zu schützen, journalistische Unabhängigkeit zu sichern und faire Wettbewerbsbedingungen im digitalen Raum zu gewährleisten.

Dr. Tobias Schmid, Europabeauftragter sowie Beauftragter für das Digitale-Dienste-Gesetz (DDG) der Medienanstalten, sagt:

„Die Bedrohungslage für Medienfreiheit und demokratische Öffentlichkeiten in Europa ist real und sie bleibt bestehen. 2026 dürfen wir uns nicht mit Beobachten begnügen. Es ist Zeit zu handeln. Die AVMD-Revision kann das Instrument sein, das wir dafür brauchen. Und wir brauchen starke, unabhängige Regulierungsstrukturen, um diesen Auftrag zu erfüllen.“

Dr. Tobias Schmid in den Vorstand gewählt

„Europa steht vor wegweisenden medienpolitischen Reformen. Damit die Unabhängigkeit der Aufsicht gestärkt wird, braucht das Media Board klare und erfahrene Stimmen. Tobias Schmid bringt genau diese Perspektive mit und lässt mich optimistisch auf die kommenden Jahre schauen. Die deutschen Landesmedienanstalten werden weiter aktiv daran mitwirken, dass Medienfreiheit und wirksame Regulierung im europäischen Rechtsrahmen nachhaltig verankert werden“, betont Dr. Eva Flecken, Vorsitzende der Direktorenkonferenz der Medienanstalten. 

Im Rahmen der Plenarsitzung wurde Dr. Tobias Schmid erneut in das Führungsgremium des Media Boards gewählt. Als Teil der sogenannten „Steering Group“ trägt er dazu bei, die Positionen der unabhängigen Regulierer in einem Jahr entscheidender Reformen sichtbar und wirksam einzubringen und die strategische Ausrichtung des Boards zu gestalten.

Das Media Board wurde erst in diesem Jahr als Nachfolger der European Regulators Group for Audiovisual Media Services (ERGA) geschaffen. Neben wichtigen Beiträgen zu aktuellen medienpolitischen Fragen hat es 2025 den Grundstein gelegt, um seine neuen Aufgaben zum Schutz der Medienfreiheit in Europa wirksam wahrzunehmen.

Die Pressemitteilung des European Board for Media Services (Media Board) anlässlich der Plenarsitzung lesen Sie hier